Stadtheimatpfleger als Experte im Distanzunterricht
Die bereits lange Zeit andauernde Corona- Pandemie stellt zunehmend sowohl die Schülerinnen und Schüler als auch die Lehrkräfte vor sehr hohe Anforderungen. Besonders schwierig ist der weitgehende Wegfall von Präsenzunterricht im Klassenzimmer zu bewältigen. Beim sogenannten „Homeschooling“ sitzen die Beteiligten jeder für sich allein zu Hause vor dem Bildschirm, was auf Dauer doch ermüdend sein kann.
Dass Distanzunterricht nicht nur Einschränkungen bedeuten muss, zeigten aktuell die Unterrichtsstunden im Fach Geschichte an der FOS/BOS Hof der Klassenstufen 12. Der Hofer Stadtheimatpfleger Leo Reichel referierte hierbei als Gast per Video-Konferenz, passend zur Unterrichtseinheit „Flucht und Vertreibung“, über die besonderen Herausforderungen, die in der Nachkriegszeit von 1945 bis in die sechziger Jahre an die Stadt Hof und ihre Bevölkerung gestellt wurden. Im Zuge der „Potsdamer Beschlüsse“ wurden über 12 Millionen Deutsche aus den ehemaligen Ostgebieten zwangsweise nach Deutschland ausgewiesen. Davon trafen allein in der Stadt Hof, die damals 42.000 Einwohner umfasste, zusätzlich rund 19.000 Heimatvertriebene ein, die untergebracht und versorgt werden mussten.
Die Schülerinnen und Schüler der 12. Klassenstufe zeigten sich am Thema besonders interessiert, da jeder Dritte von ihnen selbst von heimatvertriebenen Vorfahren in der Familie berichten konnte. Auch allgemeine Fragen zur Hofer Stadtgeschichte brannten den Schülern auf den Nägeln: Woher stammt der Name der Stadt Hof? Gab es eine Stadtmauer? Inwieweit zerstörte ein Brand die Stadt? Wovon leiten sich die Straßennamen her und weshalb führt der Stadtpark den Namen „Theresienstein“? Anhand von Zahlen und amüsanten Hofer „Gschichtla“ konnte Heimatpfleger Reichel den Wissensdurst der Schüler stillen und alle Fragen fundiert beantworten.
Das digitale Projekt wurde auch in der 11. Jahrgangsstufe durchgeführt mit dem Themenschwerpunkt „Hof im Nationalsozialismus“. Heimatpfleger Leo Reichel zeigte die dunklen Seiten dieser Zeit vor allem an konkreten Beispielen aus Franken und der Stadt Hof eindrucksvoll auf. Spürbar betroffen waren die interessierten Zuhörer trotz der digitalen Distanz zum Referenten über die heute nicht mehr nachvollziehbaren Gräueltaten gegenüber einzelnen Menschen oder gar ganzen Volksgruppen.
An die Schülerinnen und Schüler der BOS Hof richtete der Stadtheimatpfleger den mahnenden Appell, die rechtsstaatliche Demokratie in Deutschland als einziges wirksames Mittel gegen eine gesellschaftliche Radikalisierung anzuerkennen und zu leben.